2c Zusatzinformationen für LehrerInnen
Ganz sicher ist es schwierig, die
bereits tradierten Vorstellungen über Rabenvögel zu verändern. Besonders bei
den Erwachsenen wird das oftmals nicht möglich sein. Bei den Kindern aber muss
dringend der Versuch unternommen werden ein auf Tatsachen basierendes Wissen
aufzubauen. Die Rabenvögel haben es nicht verdient, als Sündenbock für die
Verfehlungen der Industriegesellschaft missbraucht zu werden. Die Verantwortung
dafür obliegt einerseits den Biologielehrern, andererseits aber den Jägern,
die der Bevölkerung nicht weiterhin falsche Auskünfte über die Rolle der
Rabenvögel erteilen dürfen.
Das Töten von Rabenvögeln ist im
Allgemeinen nicht gerechtfertigt. Einzelne Tiere zu erlegen ist für die
Population sicherlich unproblematisch, dagegen aber ethisch fragwürdig.
Außerdem werden die Tiere keiner sinnvollen Verwertung zugeführt, was auch
gegen eine Bejagung spricht.
- Besonders die Eichelhäher haben auch positive
Auswirkungen. Beim Anlegen von Eichelvorräten sorgen sie für die
Verbreitung der Eichen und sind ein Verbindungsglied zwischen verschiedenen
Eichenpopulationen. Die Zahl der von den Eichelhähern abtransportierten
Eicheln ist immens, der beschriebene Effekt nicht zu unterschätzen. In
einer Untersuchung in Großbritannien wurde festgestellt, dass 35 Häher in
den letzten Oktobertagen über 200.000 Eicheln forttrugen. Daneben
betätigen sich die Tiere als Schädlingsbekämpfer, beispielsweise des
Eichenwicklers und des Buchenrotschwanzes. Auch dieser Effekt ist nicht
geringfügig: Häufig sind bis zu 25% der Eicheln von Schadinsekten
befallen.
- Landwirtschaftliche Schäden
sind äußerst selten. Z.B. wurden in Hessen 1995/96 nur 7 Schäden gemeldet.
Entstandene Schäden werden teilweise vom Land ersetzt.
- Eine Untersuchung in Hessen
erbrachte, dass ein Kolkrabe im Schnitt 40 Minuten benötigt, um an das
Gehirn eines toten Lammes zu gelangen, um die Nieren zu erreichen war eine
ganze Stunde erforderlich. Nur an besonders empfindlichen Körperstellen wie
beispielsweise den Augen oder dem After können Rabenvögel sofort fressen.
Deshalb gibt es auch immer wieder Berichte von Schafen, die durch das
Auspicken der Augen zu Tode gekommen sind. Dabei handelt es sich vermutlich
meistens um bereits tote Tiere, denn eine solche Verletzung reicht im
Allgemeinen nicht aus um ein Tier zu töten. Dieses gelingt den Rabenvögeln
höchstens bei extrem kranken und bewegungsunfähigen Tieren.
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Abb. 2.1: Rabenvogel beim
Hacken auf
einem Schafkadaver. Der
Schnabel wird im Gegensatz zu Greifvögeln im rechten Winkel gehalten,
die Bewegung mit dem ganzen Körper ausgeführt. Das Tier steht dabei
unsicher mir gespreizten Zehen. Die Pfeile kennzeichnen Körperstellen,
die bei einem toten Lamm leicht verletzt werden können (verändert nach
KUGELSCHAFTER) |
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Vorwürfe gegen Rabenvögel